[[sagen:werra185| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra187| weiter >>>]] ====== Von der brabanter Gräfin am Hautsee ====== Einst kam ein reicher Graf aus dem Lande Brabant, der vom Hautsee gehört hatte, mit einer bildschönen Tochter nach dem Dorfe Dönges, allwo er sich, da ihm der nahe See und dessen Umgebung gar wohl gefiel, auf einige Zeit in der Herberge einlagerte. Nun aber hatte der See mit der schwimmenden Insel einen so mächtigen Reiz für die junge Gräfin, daß sie sich fast nicht von ihm trennen konnte und oft bis am späten Abend dort verweilte. Und da sie eines Tages nicht wieder in die Herberge zurückkehrte, so ließ der geängstigte Vater alsbald die ganze Gegend durchstreifen, bot Gold auf Gold, allein die Tochter war und blieb verschwunden, so daß er endlich allein zurückreisen mußte. Der Graf aber hatte nirgends Ruhe, er kam immer wieder zum Hautsee und klagte dort laut über den Verlust seiner geliebten Tochter, die er nunmehr in dem Kessel begraben glaubte. Da nun das Leid des Grafen den Bauern zu Herzen ging, so riethen sie ihm, ein Fest in der Nähe des See's zu veranstalten und vor Allem die Spielleute zum Tanze nicht zu vergessen, denn die drei Schwestern im See liebten solchen gar sehr und würden sich gewiß zu diesem einstellen. Dann solle er mit ihnen tanzen und sie nach der Verlornen fragen. Solches ließ sich nun der Graf nicht zweimal sagen und veranstaltete ein gar großartiges Fest, und als es Abend geworden, da hüllte sich der See in einen dichten Nebel; aus diesem schwebten die Nixen dem Platze zu und mischten sich unter die Tanzenden. Doch diesmal waren es nicht wie gewöhnlich drei, sondern vier Jungfern, die sich im Reigen drehten. Die Bauern nickten dem Grafen auffordernd zu, und so tanzte er auch der Reihe nach mit einer jeden bis in die späte Nacht hinein, denn bis dahin war all' sein Fragen fruchtlos geblieben. Gegen Morgen erst, als die Nixen Abschied nehmen mußten, führten die drei Jungfern des See's die vierte dem Grafen zu, und als sie ihm diese in seine ausgebreiteten Arme legten, da erkannte er erst in ihr sein verlornes Kind. Die drei aber verschwanden schnell in dem vom See herziehenden dichten Nebel. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra dönges hautsee brabant nixe v1}}