[[sagen:werra176| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra178| weiter >>>]] ====== Die Tulipan am Frankenstein ====== Von Barchfeld ging einmal Eine nach Kloster Allendorf zum Begräbniß einer Nonne, die zu ihrer Freundschaft gehörte. Der Tag war heiß, und da die Frau wußte, daß sie bei dem Leichenbegängniß lange zu stehen hatte, so ließ sie sich an der Quelle hinter der Klostermühle am Fuße des Frankensteins erst ein wenig nieder. Kaum aber hatte sie sich gesetzt, so schoß dicht neben ihr eine prächtige Tulipan aus dem Boden. Die Frau war ganz überrascht, griff aber doch zu, brach die Blume ab und hielt jezt ganz erschrocken statt der Tulipan einen mächtigen Schlüffel in ihrer Hand. Sie blickte sich darauf scheu nach allen Seiten um und gewahrte nun auch eine verschlossene Thüre hinter ihrem Rücken. Unentschlossen blieb sie einen Augenblick stehen, dann aber faßte sie sich ein Herz, steckte den Schlüffel in's Schloß, und die Thüre sprang auf. Die Neugier trieb sie bald in das Innere. Hier sah fie einen großen Kessel voll blinkender Geldstücke. Vorsichtig nahm sie einige Hände voll in ihre Schürze; da kam es ihr vor, als ob ihr der Kessel durch eine unsichtbare Hand entgegengeschoben würde, und nun fing es an ihr zu gruseln. Sie eilte daher rasch in's Freie und als sie sich umsah, war die Thüre verschwunden. Ihr Schleier aber, den sie beim Eintreten an diese gehangen hatte, hing jetzt auf einem wilden Rosenstrauche. Hätte es der Frau nicht gegruselt und sie den Kessel muthig angefaßt, so hätte sie ihn sammt dem ganzen Schatze an's Tageslicht ziehen können. So blieb ihr nichts als das, was sie in die Schürze gerafft. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra v0}}