[[sagen:werra156| <<< zurück]] | **[[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra]]** | [[sagen:werra158| weiter >>>]] ====== Von der Blindschleiche ====== Als der liebe Gott Himmel und Erde fertig geschaffen hatte, rief er noch einmal alles "Gethierts", selbst das kleinste Würmchen vor sich, um nachzusehen, ob auch Alles in der gehörigen Ordnung sei. Da nun die Reihe an die Blindschleiche kam, vor dem Herrn zu erscheinen, blies sich der Wurm gar gewaltig auf, streckte die Zunge heraus und sagte, daß sie gar wohl zufrieden sei, denn ihre Zunge sei so scharf und giftig, daß sie durch neun eiserne Ofenplatten stechen könne, sie verschone aber auch das Junge im Mutterleib nicht. Als nun der Herrgott solche Rede hörte, wurde er zornig und sprach: "Du frecher Wurm, zu solchem Frevel habe ich Dir die Zunge nicht verliehen, und damit Du nicht schaden kannst, will ich Dich für und für mit Blindheit schlagen oder Dir eine Schelle an den Hals heften zur Warnung für Alle, die sich Dir nahen. Wähle nun zwischen Beiden." Der Wurm entschied sich für das Erstere. Und so ist es geschehen, daß die Blindschleiche bis heute noch des Lichtes beraubt ist. So erzählen sie's zu [[geo:Etterwinden]]. //Quellen:// * //[[autor:wucke|C. L. Wucke]] - [[buch:werrasagen|Sagen der mittleren Werra nebst den angrenzenden Abhängen des Thüringer Waldes und der Rhön]], Salzungen 1864// ---- {{tag>sagen wucke werrasagen thüringen werra fabel gott wurm frevel zorn etterwinden strafe v2}}