[[sagen:tss4338|<<< zurück]] | **[[capitel:tss4000|Die Sagen des Kiffhäusers und der Güldenen Aue...]]** | [[sagen:tss4340|weiter >>>]] ====== De wiß Jaumpfer offer Wallfaihrt ====== Dobe, bamm me dbern Luitterbuirn enuffer geht, bu sich der Wahld widder zesummeschlüßt((zusammenschließt)), gliech ingern Gerberstein, da hat vör alle Zihde a Klohster gestanne, da sein Nonne denn gewahst. Sust, bihs noch gestanne hat, da sein vill Wallfaihrter dehingezoin, u das Kloster ihs sehr rich gewahst, Noch hutigestäis zinn((ziehen)) manchmah((manchmal)) Wallfaihrter dahin of das Fleck, u me sieht noch recht gut, bu's gestanne hat, u bu der Altair gewahst is, Aber im [[zeit:30jährigerkrieg|drißigjährige Kriek]]((Die Erinnerung des Volks geht selten weiter in die Geschichte zurück, als zum dreißigjährigen Krieg, welcher meist an diesem haften bleibt, und von der Sage zugeschrieben wird, was weit früher sich ereignete.)), da hun's de Saldate zerstuirt, u de Nonne solln dazemahl en Schaaz vergrabe ha, den a wiß Jaumpfer bewacht. Die [[wesen:weissejungfrau|wiß Jaumpfer]] wonn vill lüht((Leute)) gestehnt ha, bann se spät in de [[geo:ruhla|Ruhl]] gegange sein oder uisser Ruhl gekomme sein, awwer se hat kemm Mensche eppes gethunt((gethan)). Es hun er’r((ihrer)) au vill näch Schätze dobe gegrabe. Se hun aber nüscht gefonge((gefunden)). Vör ungefähr füwweßig odder aichtzig Jairne, da sein emahl im Frührjaihr, bu kummit((kaum)) der Schnee ewekker((hinweg)) gegange ihs, u noch kei Baum usgekrache((ausgekrochen (ausgeschlagen) )) wair, Lüht enuffer off de Wallfaihrt ins Ribsig((Reissig)) gegange, die hun öhr klei Keind bei sich gehatt, bass((welches)) erks((ohngefähr erst)) fönnef oder sass Jaihr ahlt wair. Bie se enuffer((hinauf)) gekomme sein, da hun se de Köße((Tragkörbe)) abgehockt, u hunn se higesaßt, u hunn das Keind ebei gesaßt u hunn en gesuin((gesagt)): da sölls seze blih, bis se widder käme, u Rihßig gefonge hätte, u söll net im Wahld erömmer((herum)) lauf. Bi se nu genunk Rihsig gefonge gehatt hun, u sein widder bei de Köze gegange, n hun's wollt ufhork u heingeh, da is das Keind nimmeh bet den Kößene gewahst; da hunn se geruffe, u hunns im Wahld gesuicht. Bi se so e Fleckche gesuicht u geruffe hunn, da ihs das Keind gelauffe gekomine, u hat rothe Beer gehatt, u Blumme, u Gehansnesbeer u Kirsche! u hat gesuin: bi se wern fuirtgewahst((fort gewesen)), da häts bei den Köße gesesse, u bi se'n ze lang wern uisgeblebe, da hätt sichs gefuirrt((gefürchtet)), u hätt gebralle((gebrüllt (geweint))). Da wär off eimah a wiß Jaumpfer gekomme, die wär gair ze schön gewahst, u hätt en gesuint: es föll net bröll, se kämme widder, u hätt en Kirsche gegahn, u Gehannesbeer, u rothe Beer, u Blumme, u hätt en gesuin: es sóll mit er gch in örn Gairte, da wöll sern noch mehner((mehr)) gah((geben)).U da wärsch miht er gegange in örn Gairte, da wärsch gair ze schön gewahst, un hätt Blumme gegahn, u Kirsche u rothe Beer un allerlei Beer, die wärn riff((reif)) gewahst, un es hät((nur)) gewollt hätt. U de wiß Jaumpfer hätt au zu en gesuin: es söll alle Tahk eruffer komm zu er; u bih's mu so e Fleck wär da gewahst in den Gairte, da hätt de wiß Jaumpfer zu en gesuint: allewyl söll's widder bei de Kdze geh, si Modder sücht's((suchte es)) u rief en. U da wärs widder daher gelauffe, u hätt gehuirt((gehört)) bih en si Modder geruffe hätt. U se sölle nert emal mitgeh, u sölle seh, bih schöns in der wisse Jaumpfer irn Gairte wehr. U da gihnke de Lüht au miht en mit dem King, u kummen((kommen)) un en Gairte, da blühte de Blumme dinn, bi mette im Summer, u de Bäum hatte Laub, u hinge Kirsche druhn u Birn, di wairn riff, u mitte dinn da stuhn de wiß Jaumpfer, u waunk((winkte)) enn, se sölle erihner((herein)) komm. Awwer die Lüht fuirrten sich, u numme ur Keind, u hockte ür Köße un ör Rihsig uff, u ginke hein. U das Keind, das woll alle Lahk widder bei die wiß Jaumpfer. Awwer die Lüht fuirten sich, u ließens net enuffer, da bralls u hirmelt((härmte)) sichs, u wuir krank u ftuirr((starb)). U bihs woll sterr((sterben)), da sahß si Modder un sin Bettche, u brall zu Gott in Himmel enihner, das úr Kinge föll steer, u batt((betete)). Da hob sich das Kingge mit eimal im Bett in de Höh, u strackt((streckte)) de Hängerche((Händchen)) uis, u lacht mit dem ganze Gefichtche, u rief: Sisste Modder((siehst du Mutter!)), de wiß Jaumpfer, bi se me rothe Beer brengt u Gehannesbeer ! U da stuirr'sch((starb es)). Un dornach hinte da hun villmal de Lût nach der wisse Jaumpfer örn Gairte gesuicht. Aber se hun en kei mal net gefonge. //Quellen:// * //[[autor:bechstein|Ludwig Bechstein]] - [[buch:tss|Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes]], Meiningen und Hildburghausen, 1857, Verlag der Kesselringschen Hofbuchhandlung// ---- {{tag>sagen bechstein tss thüringen mundart steinbachbadliebenstein weissejungfrau ruhla 30jährigenkrieg wallfahrt schatz kirsche johannisbeere v2}}