[[sagen:tsb429|<<< zurück]] | **[[buch:tsb|Thüringer Sagenbuch]]** | [[sagen:tsb431|weiter >>>]] ====== Das stille Kind ====== Im Frühjahre 1677 und zwar im Märzmonde wurde in der Nähe von [[geo:Erfurt]] ein Kind gesehen, das allen Leuten, so es sahen, sehr wunderbar vorkam. Dasselbe erschien dem Ansehen und Alter nach als ein Mägdlein von 10 Jahren; es trug ein ganz weißes Kleid, hatte die Haare in Zöpfe geflochten und sah im Gesichte sehr bleich aus. Es schritt durch die Flurmarkungen von Alach und von Bindersleben, und sprach beständig mit sich selbst, aber niemand konnte verstehen, was dieses räthselhafte Kind redete. In der Hand hielt es ein braunrothes Stäbchen, und schlug damit, indem es durchs Getreide oder über die Wiesen ging, die Blumenhäupter ab, so daß man solche aller Orten herum liegen fand. Wenn jemand diesem Kinde, dessen Erscheinung so unheimlich, war, nachzugehen versuchte, so wandelte ihn ein solches Grausen an, daß er zurückbleiben mußte, und eben so erging es denen, welche es wagten, dem stillen Kinde entgegen zu gehen oder es anzureden. Solches Kind ist eine Reihe von Tagen hinter einander erblickt worden, und dann spurlos wieder hinweggekommen. //Quelle:// * //[[autor:bechstein|Ludwig Bechstein]] - [[buch:tsb|Thüringer Sagenbuch]], Wien und Leipzig, C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, 1858// ---- {{tag>sagen bechstein tsb thüringen 1677 erfurt alach bindersleben magd zopf stab blume angst v2}}