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====== Vom Jungfrauenräuber auf dem Kesselschloß bei Meffersdorf ======

    Nach Frietzsche, die Wigandsthal-Meffersdorf'ische Kirchfahrt, 5. St. S. 7.

Bei [[geo:Meffersdorf]] im tiefen Waldgebirge stand vor alten Zeiten das Kesselschloß ganz versteckt und wenigen bekannt. Dort hauste ein wilder Räuber. Der entführte einst eine schöne und vornehme Jungfrau und hielt sie lange verborgen auf seinem unzugänglichen Felsensitze als sein ehelich Gemahl. 

Aber nach einigen Jahren schwand das blühende Weib nur so dahin und der Räuber ward traurig, denn er liebte sie über die Maßen und begehrte den Grund ihres Kummers zu erfahren. Und sie sprach: Es ist die Sehnsucht, die ich in meinem Herzen trage, nach Vater und Mutter und meinen sieben Brüdern, sie nur ein einziges Mal wieder zu sehen. Da ward der Räuber sehr traurig und sprach: So ziehe hin, aber schwöre zuvor, daß du gehest und kommest und Niemand sagest, woher und wohin, damit unser Aufenthalt unbekannt bleibe. Das gelobte sie und zog fort zu Vater und Mutter und ihren sieben Brüdern. Da war große Freude drei Monden lang. 

Aber die Räubersfrau hielt ihren Schwur getreulich und als sie unter großem Weinen Abschied nahmen, da mußten ihre Brüder versprechen, daß sie ihr nicht nachspähen wollten, wo sie hinzöge. Der jüngste Bruder aber war ein kluger Knabe und brachte ihr zum Abschiede einen Sack voll Mehl und sprach: „Backe dir Kuchen davon, Schwesterlein, daß du wieder fein rothe Bäcklein bekommst“ und legte den Sack hinter sie auf's Pferd und sie zog fort. Der Knabe aber hatte in den Sack ein Loch gemacht, also daß den ganzen Weg entlang ein Körnlein Mehl nach dem andern herausfiel und des andern Tags zogen die Brüder auf dieser Spur nach dem Kesselschloß, befreiten ihr Schwesterlein, tödteten den Räuber und zerstörten das Schloß.

//Anmerkungen: Es sind alte Waffen an der bezeichneten Stelle gefunden worden. (Akten der Naturforschenden Gesellschaft.)//

//Quelle: [[autor:karlhaupt|Karl Haupt]], [[buch:sagenbuch_der_lausitz|Sagenbuch der Lausitz]], Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862//
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