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====== Die Osterjungfrau ====== | ====== Die Osterjungfrau ====== | ||
- | lahren | + | Da wo jetzt die Marktkirche in [[geo: |
- | gebetet. Dies war dem läger des Grafen Osterot, wenn er durchs Holz ritt, schon häufig aufgefallen und so erzählte er es einst seinem Herrn. | + | |
- | Der Graf begab sich selbst an den bezeichneten Ort, um sich zu über-zeugen, ob es auch kein Irrtum sei; aber richtig, das Männlein saß noch da und betete. Der Graf glaubte darin einen Wink des Himmels zu er-kennen, daß er hier ein Gotteshaus bauen solle. Er führte den Plan aus, und so entstand nach und nach die Stadt Osterode. Bald darauf aber starb der Graf. Er war ein sehr reicher, außerordentlich thätiger und bedeutender Mann, der viel für das Land gethan hatte. Deshalb wurde sein früher Tod von allen seinen Untergebenen lebhaft betrauert. | + | Der Graf begab sich selbst an den bezeichneten Ort, um sich zu überzeugen, ob es auch kein Irrtum sei; aber richtig, das Männlein saß noch da und betete. Der Graf glaubte darin einen Wink des Himmels zu erkennen, daß er hier ein Gotteshaus bauen solle. Er führte den Plan aus, und so entstand nach und nach die Stadt Osterode. Bald darauf aber starb der Graf. Er war ein sehr reicher, außerordentlich thätiger und bedeutender Mann, der viel für das Land gethan hatte. Deshalb wurde sein früher Tod von allen seinen Untergebenen lebhaft betrauert. |
- | Seine Tochter übergab er vor seinem Ende einem treuen Knappen, damit er die Verwaiste bewache und beschütze. Kurz nach dem Tode des Grafen Osterot nun brach ein Krieg aus, und viele Ritter kamen auch durch Osterode und auf die Burg. Allen gefiel die liebliche Waise gar gut, und einer der Ritter, ein wilder, fremder Mensch, begehrte sie zum Weibe. | + | |
- | Das Mädchen aber verabscheute den finsteren Mann und sagte ihm, er möge sich das aus dem Sinn schlagen; denn niemals würde sie seiner in Liebe gedenken. | + | Seine Tochter übergab er vor seinem Ende einem treuen Knappen, damit er die Verwaiste bewache und beschütze. Kurz nach dem Tode des Grafen Osterot nun brach ein Krieg aus, und viele Ritter kamen auch durch Osterode und auf die Burg. Allen gefiel die liebliche Waise gar gut, und einer der Ritter, ein wilder, fremder Mensch, begehrte sie zum Weibe. Das Mädchen aber verabscheute den finsteren Mann und sagte ihm, er möge sich das aus dem Sinn schlagen; denn niemals würde sie seiner in Liebe gedenken. |
Das empörte den Krieger, und wilde Drohungen ausstoßend, | Das empörte den Krieger, und wilde Drohungen ausstoßend, | ||
- | Doch furchtlos schickte das Mädchen den lästigen Werber zum zwei-tenmal | + | |
+ | Doch furchtlos schickte das Mädchen den lästigen Werber zum zweitenmal | ||
Da kam der Ritter zum drittenmal und mit ihm große Volkshaufen, | Da kam der Ritter zum drittenmal und mit ihm große Volkshaufen, | ||
Doch die Bewohner der Burg waren darauf vorbereitet, | Doch die Bewohner der Burg waren darauf vorbereitet, | ||
Triumphierend drang der Ritter mit seinem Gefolge ein. | Triumphierend drang der Ritter mit seinem Gefolge ein. | ||
- | Jetzt, so glaubte er fest, würde das Burgfräulein ihm willig die Hand rei-chen, da sie sähe, daß ihr kein weiterer Ausweg blieb. Aber er hatte sich geirrt, denn ebenso entschieden wie früher weigerte sich noch jetzt die hart Bedrängte. Da kannte seine | + | |
- | Wut keine Grenzen. »Unglückselige!« schrie er, »wisse denn, daß ich dreimal gegen die Mohren gekämpft und daß ein Schwarzkünstler im Mohrenlande mich den Zauber gelehrt hat, Dich in einen Hund zu ver-wandeln, der über Deines Vaters Schätze wacht.« | + | Jetzt, so glaubte er fest, würde das Burgfräulein ihm willig die Hand reichen, da sie sähe, daß ihr kein weiterer Ausweg blieb. Aber er hatte sich geirrt, denn ebenso entschieden wie früher weigerte sich noch jetzt die hart Bedrängte. Da kannte seine Wut keine Grenzen. »Unglückselige!« schrie er, »wisse denn, daß ich dreimal gegen die Mohren gekämpft und daß ein [[wesen: |
- | Das alles muß ich mir gefallen lassen,« entgegnete das Edelfräulein, | + | |
- | denn Deiner Macht kann ich nicht widerstehen; | + | Das alles muß ich mir gefallen lassen,« entgegnete das Edelfräulein, |
- | Bei diesen Worten ergriff der Ritter die Wehrlose und schleppte sie in den Keller, wo die Schätze des Grafen lagen. Hier verwandelte er sie in einen schwarzen Hund, der gefesselt an schwerer Kette die aufgehäuften Reichtümer bewachen mußte. Aus dieser Verzauberung sollte nur ein Ritter, der keusch und frommen Herzens sei, die Unglückliche erlösen könne. An jedem Ostermorgen durfte sie in ihren wahren Gestalt den Keller auf kurze Zeit verlassen. So ging sie denn alljährlich an diesem Tage den Berg hinunter und wusch sich im Lerbacher Wasser. | + | |
- | Als an einem Ostermorgen in aller Frühe ein armer Leinweber bei der alten Burg vorbei in die Stadt gehen wollte, um seine fertige Arbeit | + | Bei diesen Worten ergriff der Ritter die Wehrlose und schleppte sie in den Keller, wo die Schätze des Grafen lagen. Hier verwandelte er sie in einen [[wesen: |
- | »Ja,« entgegnete diese, »wenn Ihr auch eine haben wollt, so kommt nur | + | |
- | mit mir.« | + | Als an einem Ostermorgen in aller Frühe ein armer Leinweber bei der alten Burg vorbei in die Stadt gehen wollte, um seine fertige Arbeit |
- | Gern folgte der Leinweber der weißen Gestalt, die ihm voran den Berg hinauf schritt und vor dem Keller, in den sie gebannt war, stehen blieb. | + | |
- | Vor dessen Eingang aber stand ein Strauch der schönsten Lilien, und von diesen brach sie eine, reichte sie dem armen Manne und stieg dann in den Keller zurück. Der Lilienstrauch aber war verschwunden. Der Leinweber ging heim. Unterwegs aber merkte er, daß die Blume schwerer und schwerer wurde. Als er endlich zu Hause angelangt war, da war die Lilie vom schönsten Golde und Silber, und der Jubel, daß es nun ein Ende habe mit der Armut der glücklichen Familie, wollte kein Ende nehmen. | + | »Ja,« entgegnete diese, »wenn Ihr auch eine haben wollt, so kommt nur mit mir.« |
- | Denn die Blume war so wertvoll, daß selbst der König sie nicht kaufen konnte und nur als Geschenk von dem Leinweber annahm. Als Gegengabe erhielt dieser ein großes Landgut, auf dem er glücklich und sorglos mit den Seinen lebte. | + | |
- | Als dann der dreißigjährige Krieg ins Land zog und alles durch Kriegsvolk überschwemmt wurde, da kamen auch viele Soldaten durch Oste-rode. So geschah es denn, daß am Ostermorgen zu früher Stunde einst ein Reiter bei der Burg vorbeisprengte, | + | Gern folgte der Leinweber der weißen Gestalt, die ihm voran den Berg hinauf schritt und vor dem Keller, in den sie gebannt war, stehen blieb. Vor dessen Eingang aber stand ein Strauch der schönsten Lilien, und von diesen brach sie eine, reichte sie dem armen Manne und stieg dann in den Keller zurück. Der Lilienstrauch aber war verschwunden. Der Leinweber ging heim. Unterwegs aber merkte er, daß die Blume schwerer und schwerer wurde. Als er endlich zu Hause angelangt war, da war die Lilie vom schönsten Golde und Silber, und der Jubel, daß es nun ein Ende habe mit der Armut der glücklichen Familie, wollte kein Ende nehmen. Denn die Blume war so wertvoll, daß selbst der König sie nicht kaufen konnte und nur als Geschenk von dem Leinweber annahm. Als Gegengabe erhielt dieser ein großes Landgut, auf dem er glücklich und sorglos mit den Seinen lebte. |
- | Wiederum entgegnete die Jungfrau: »Ja, wenn Ihr auch eine solche haben wollt, so kommt nur mit mir.« | + | |
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+ | Wiederum entgegnete die Jungfrau: »Ja, wenn Ihr auch eine solche haben wollt, so kommt nur mit mir.« | ||
Der Reiter folgte ihr und erblickte vor dem Keller einen prächtigen, | Der Reiter folgte ihr und erblickte vor dem Keller einen prächtigen, | ||
Der Soldat war ein hoher Offizier aus edlem, alten Geschlechte, | Der Soldat war ein hoher Offizier aus edlem, alten Geschlechte, | ||
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