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 ====== Der Schlachtberg und das Eulengeschrei ====== ====== Der Schlachtberg und das Eulengeschrei ======
  
-Thomas Münzer zog mit seiner Bauernschaar und mit einer weißen Fahne, darauf ein Regenbogen gemalt war, gegen Frankenhausen, nachdem er zuvor dem Grafen Mansfeld die Bergknappen abwendig zu machen versucht hatte; die Bauern aber erhoben sich in der ganzen Gegend vor dem Harz, zerstörten, plünderten und verbrannten zum Theil die Klöster Ilefeld, Walkenrieth, Volkenrode, Kelbra, Oldisleben und viele andre. Auch die Bauern der Grafschaft Mansfeld standen auf, und wütheten vornehmlich gegen die Kirchengüter. Der Graf Albrecht von Mansfeld gab sich alle Mühe, das Bergvolk vom Abfall abzuhalten, ja er erbot sich sogar brieflich zu einem Tag mit der „christlichen Versammlung zu Frankenhausen," gütlich mit ihr zu handeln, aber er fand Abhaltung zu kommen. Darauf wurde er und Graf Ernst von Mansfeld, der auf Schloß Heldrungen Haus hielt, in Briefen schrecklich bedroht, in welchen der Anführer sich unterzeichnete: Thomas Münzer mit dem Schwert Gideonis. – Mittlerweile schlug der eine Ritter eine Rotte, die Kloster Sittichenbach verwüstete, aufs Haupt, darüber kam manchem Bäuerlein Furcht und Zagen an, und wär gern davon geblieben, aber die in Frankenhausen, die sich von Tage zu Tage mehr häuften, ließen den Furchtsamen ernstlich entbieten, sie möchten kommen, oder man würde sie holen, und ihnen gleich den Feinden mitspielen. Da ward allen mächtig bange vor den schwarzen Bauern, so nannten sich die Rotten, und ließen sich noch Viele aus Furcht zum Aufruhr bewegen; Weiber und Kinder geleiteten sie, und sahe man auf allen Straßen nach Frankenhausen wie sie sich mit einander zum Abschied letzten, manche mit Weinen und Seufzen, manche mit Frohlocken und Jauchzen, je nach ihrer Furcht oder Hoffnung. Dort schlugen nun die Bauern auf dem Berg über Frankenhausen ihr Lager auf und umschlossen sich mit einer starken Wagenburg. Nun zogen auch unversehens die Fürsten heran: Churfürst Johann und Herzog Georg zu Sachsen, Landgraf Philipp zu Hessen, Herzog Heinrich zu Braunschweig mit fünfzehnhundert Pferden und nur wenigem Fußvolk. Bevor es zum Schlagen kam, sandten die Fürsten den Bauern noch einmal gütliche Botschaft, und verhießen Gnade und Schonung, wenn sie den falschen Propheten Münzer sammt seinem nächsten Anhang lebend überantworten wollten. Darauf hielt Thomas Münzer eine ernste und gewaltige Heerpredigt, darin er das Thun der Fürsten und des Adels, wie der Clerisei heftig schalt, zum Muth und zur Ausdauer ermunterte, die mit Wenigen über Viele gesiegt, und endlich verhieß, die feindlichen Büchsenkugeln mit seinem Aermel aufzufangen. – Und wie er noch redete, erschien am Himmel ein prächtiger Regenbogen, den deutete Münzer gleich als ein Zeichen des Sieges, da im Pannerfähnlein des Bauernheeres ein Regenbogen geführt wurde. Das bestärkte die Mehrzahl der Bauernschaft in ihrem Trotz, und Münzer ging soweit, die Abgesandten der Fürsten zu ermorden. Nun ward das Geschütz um den Berg her gerückt, aufgeblasen, und die Ordnung zum Angriff gemacht. Zuvor hielt der Landgraf Philipp von Hessen eine tapfere Anrede an alles Kriegsvolk. Dann fingen die Geschütze an auf die leichte Wagenburg zu spielen. Die Bauern sangen: Nun bitten wir den heiligen Geist, und hofften, daß nach Münzers Versicherung ein Wunder geschehen werde. Es geschah aber kein Wunder, vielmehr drangen die Kriegsvölker mit aller Macht durch die Wagenburg, trieben das fast wehrlose Bauernheer auseinander und ruhten nicht mit Schießen, Stechen und Einhauen, bis von dem Heere 7323 Mann erschlagen waren. Das geschah am Montag nach Cantate, den 15. Mai 1525. Der helle Haufen war in die Stadt geflohen, mit ihm auch Thomas Münzer, der verkroch sich nahe am Thore in ein Haus, lief auf den Boden, entkleidete sich, legte sich in ein Bett, als wäre er ein Kranker; er wurde aber bald entdeckt, denn die siegreichen Schaaren waren auch in die Stadt gedrungen. Er ward auf einen Wagen geschmiedet, nach Schloß Heldrungen abgeführt und dort in den Thurm geworfen. Dreihundert gefangene Bürger und Bauern wurden alsbald hingerichtet. Mit vielem Blute der Bürger und Bauern und großer Geldbuße der aufrührerischen Städte ward der Bauernkrieg gesühnt. Der Berg, darauf der Bauern Lagerstatt über Frankenhausen war, heißt heute noch der Schlachtberg, und ein Stück Wald nahe dabei nennt man das Eulengeschrei. Dort standen der Bauern Weiber, und sahen der Schlacht zu, und als sie wahrnahmen, wie ihre Väter, Männer und Söhne hingemetzelt wurden, erhoben sie ein furchtbar entsetzliches Wehklagen laut durch die Luft; davon hat man die Stätte das Geheul und Geschrei genannt, welcher Name in der Folge in Eulengeschrei verkehrt geworden ist. (TSS IV S. 75-78)+[[vip:thomasmuentzer|Thomas Münzer]] zog mit seiner Bauernschaar und mit einer weißen Fahne, darauf ein Regenbogen gemalt war, gegen [[geo:badfrankenhausen|Frankenhausen]], nachdem er zuvor dem Grafen Mansfeld die Bergknappen abwendig zu machen versucht hatte; die Bauern aber erhoben sich in der ganzen Gegend vor dem [[region:Harz]], zerstörten, plünderten und verbrannten zum Theil die Klöster [[kirche:klosterilfeld|Ilefeld]][[kirche:klosterwalkenried|Walkenrieth]], Volkenrode, [[kirche:klosterkelbra|Kelbra]][[kirche:klosteroldisleben|Oldisleben]] und viele andre. Auch die Bauern der Grafschaft Mansfeld standen auf, und wütheten vornehmlich gegen die Kirchengüter. Der Graf Albrecht von Mansfeld gab sich alle Mühe, das Bergvolk vom Abfall abzuhalten, ja er erbot sich sogar brieflich zu einem Tag mit der „christlichen Versammlung zu Frankenhausen," gütlich mit ihr zu handeln, aber er fand Abhaltung zu kommen. Darauf wurde er und Graf Ernst [[familie:vonmansfeld|von Mansfeld]], der auf [[burg:burgheldrungen|Schloß Heldrungen]] Haus hielt, in Briefen schrecklich bedroht, in welchen der Anführer sich unterzeichnete: Thomas Münzer mit dem Schwert Gideonis. – Mittlerweile schlug der eine Ritter eine Rotte, die [[kirche:klostersittichenbach|Kloster Sittichenbach]] verwüstete, aufs Haupt, darüber kam manchem Bäuerlein Furcht und Zagen an, und wär gern davon geblieben, aber die in Frankenhausen, die sich von Tage zu Tage mehr häuften, ließen den Furchtsamen ernstlich entbieten, sie möchten kommen, oder man würde sie holen, und ihnen gleich den Feinden mitspielen. Da ward allen mächtig bange vor den schwarzen Bauern, so nannten sich die Rotten, und ließen sich noch Viele aus Furcht zum Aufruhr bewegen; Weiber und Kinder geleiteten sie, und sahe man auf allen Straßen nach Frankenhausen wie sie sich mit einander zum Abschied letzten, manche mit Weinen und Seufzen, manche mit Frohlocken und Jauchzen, je nach ihrer Furcht oder Hoffnung. Dort schlugen nun die Bauern auf dem Berg über Frankenhausen ihr Lager auf und umschlossen sich mit einer starken Wagenburg. Nun zogen auch unversehens die Fürsten heran: [[vip:johannwettin|Churfürst Johann]] und [[vip:georgderbaertige|Herzog Georg zu Sachsen]][[vip:philippihessen|Landgraf Philipp zu Hessen]][[vip:heinrichiibraunschweigwolfenbuettel|Herzog Heinrich zu Braunschweig]] mit fünfzehnhundert Pferden und nur wenigem Fußvolk. Bevor es zum Schlagen kam, sandten die Fürsten den Bauern noch einmal gütliche Botschaft, und verhießen Gnade und Schonung, wenn sie den falschen Propheten Münzer sammt seinem nächsten Anhang lebend überantworten wollten. Darauf hielt Thomas Münzer eine ernste und gewaltige Heerpredigt, darin er das Thun der Fürsten und des Adels, wie der Clerisei heftig schalt, zum Muth und zur Ausdauer ermunterte, die mit Wenigen über Viele gesiegt, und endlich verhieß, die feindlichen Büchsenkugeln mit seinem Aermel aufzufangen. – Und wie er noch redete, erschien am Himmel ein prächtiger Regenbogen, den deutete Münzer gleich als ein Zeichen des Sieges, da im Pannerfähnlein des Bauernheeres ein Regenbogen geführt wurde. Das bestärkte die Mehrzahl der Bauernschaft in ihrem Trotz, und Münzer ging soweit, die Abgesandten der Fürsten zu ermorden. Nun ward das Geschütz um den Berg her gerückt, aufgeblasen, und die Ordnung zum Angriff gemacht. Zuvor hielt der [[vip:philippihessen|Landgraf Philipp von Hessen]] eine tapfere Anrede an alles Kriegsvolk. Dann fingen die Geschütze an auf die leichte Wagenburg zu spielen. Die Bauern sangen: Nun bitten wir den heiligen Geist, und hofften, daß nach Münzers Versicherung ein Wunder geschehen werde. Es geschah aber kein Wunder, vielmehr drangen die Kriegsvölker mit aller Macht durch die Wagenburg, trieben das fast wehrlose Bauernheer auseinander und ruhten nicht mit Schießen, Stechen und Einhauen, bis von dem Heere 7323 Mann erschlagen waren. Das geschah am Montag nach Cantate, den 15. Mai 1525. Der helle Haufen war in die Stadt geflohen, mit ihm auch Thomas Münzer, der verkroch sich nahe am Thore in ein Haus, lief auf den Boden, entkleidete sich, legte sich in ein Bett, als wäre er ein Kranker; er wurde aber bald entdeckt, denn die siegreichen Schaaren waren auch in die Stadt gedrungen. Er ward auf einen Wagen geschmiedet, nach Schloß Heldrungen abgeführt und dort in den Thurm geworfen. Dreihundert gefangene Bürger und Bauern wurden alsbald hingerichtet. Mit vielem Blute der Bürger und Bauern und großer Geldbuße der aufrührerischen Städte ward der Bauernkrieg gesühnt. Der Berg, darauf der Bauern Lagerstatt über Frankenhausen war, heißt heute noch der Schlachtberg, und ein Stück Wald nahe dabei nennt man das Eulengeschrei. Dort standen der Bauern Weiber, und sahen der Schlacht zu, und als sie wahrnahmen, wie ihre Väter, Männer und Söhne hingemetzelt wurden, erhoben sie ein furchtbar entsetzliches Wehklagen laut durch die Luft; davon hat man die Stätte das Geheul und Geschrei genannt, welcher Name in der Folge in Eulengeschrei verkehrt geworden ist. (TSS IV S. 75-78)
  
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