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 ====== Der Bergmann und der Mönch ====== ====== Der Bergmann und der Mönch ======
  
-Es ging einmal ein frommer Bergmann, der sich wenig an das Treiben der Außenwelt kehrte, am dritten Ostertag auf den [[region:kyffhäuser|Kiffhäuser]]. Als er nahe an den alten Thurm kam, fand er einen Mönch dort sitzen, mit langem Bart, der las in einem großen Buche. Als dieser den Bergmann gewahrte, klappte er das Buch zu und sprach: Auf Dich habe ich lange gewartet, komm mit mir zum Kaiser Friedrich, den sollst Du sehen. Es hat mir schon ein Zwerg die Springwurzel gebracht. Ueber diese Anrede erschrak der Bergmann, doch der Mönch sprach ihm Muth ein, und führte ihn auf einen Platz, der rings von Mauern umschlossen war, dort zog er mit seinem Stabe einen Kreis um sie beide, und las aus dem großen Buche laut und lange Gebete ab, die der Bauer nicht verstand. Endlich schien die Erde zu beben, unterirdischer Donner rollte, und so weit der Kreis reichte, in dem Betde standen, löste sich das Erdreich und sie sanken in die Tiefe. In einem großen Gewölbe angekommen, verließen sie den Kreis, und der Boden stieg wieder empor. Sie wandeln nun durch einen dunklen Gang, endlich schimmert ihnen das Licht einer ewigen Lampe entgegen, an diesem entzündet der Mönch zwei Fackeln, und so wandeln sie weiter, bis sie an ein großes Thor von Erz gelangen. Es ist verschlossen, aber der Mönch murmelt Gebete und hält die Springwurzel an Schlösser und Riegel, und dröhnend springen alle auf, das Thor öffnet sich, und nun treten die Wanderer in eine runde prachtvolle Kapelle. Alles glänzt von glattem Marmor, von der Decke hängen leuchtende Krystalle, der Altar ist von gediegenem Gold, das goldne Laufbecken ruht auf silbernem Fuße. Der Boden ist spiegelglatt wie Eis, und wer, (so sagte nachher der Mönch zum Bergmann) nicht keusch und züchtig gelebt, der brach auf ihm beide Beine, und kam nie zurück. In der Mitte dieses prachtvollen Gewölbes hieß der Mönch den Bergmann stehen bleiben, schritt zu einer silbernen Thüre, und klopfte dreimal daran. Die Thür sprang alsobald auf, und der Bergmann sah in einer zweiten herrlichen Halle den Barbarossa leibhaftig sißen; der durch den Tisch gewachsene Bart reichte ihm bis auf die Füße. Dem Bauer kam ein mächtiges Grausen an. Bald darauf schloß sich die silberne Thüre wieder; der Mönch führte nun seinen Begleiter zurück, das eherne Thor schlug mit Geprassel hinter ihnen zu, und als sie den Kreuzgang durchschritten hatten, und wieder in die vordere Höhle kamen, senkte sich der kreisrunde Boden herab, den sie betraten, worauf sie sanft zur Oberwelt emporgehoben wurden. Der Bergmann empfing droben von dem Mönch zwei Stangen eines unbekannten Metalles, das jener aus der Kapelle mitgebracht hatte, welche lange in dessen Familie blieben.+Es ging einmal ein frommer Bergmann, der sich wenig an das Treiben der Außenwelt kehrte, am dritten [[zeit:ostern|Ostertag]] auf den [[region:kyffhäuser|Kiffhäuser]]. Als er nahe an den alten Thurm kam, fand er einen Mönch dort sitzen, mit langem Bart, der las in einem großen Buche. Als dieser den Bergmann gewahrte, klappte er das Buch zu und sprach: Auf Dich habe ich lange gewartet, komm mit mir zum Kaiser Friedrich, den sollst Du sehen. Es hat mir schon ein Zwerg die [[ding:Springwurzel]] gebracht. Ueber diese Anrede erschrak der Bergmann, doch der Mönch sprach ihm Muth ein, und führte ihn auf einen Platz, der rings von Mauern umschlossen war, dort zog er mit seinem Stabe einen Kreis um sie beide, und las aus dem großen Buche laut und lange Gebete ab, die der Bauer nicht verstand. Endlich schien die Erde zu beben, unterirdischer Donner rollte, und so weit der Kreis reichte, in dem Beide standen, löste sich das Erdreich und sie sanken in die Tiefe. In einem großen Gewölbe angekommen, verließen sie den Kreis, und der Boden stieg wieder empor. Sie wandeln nun durch einen dunklen Gang, endlich schimmert ihnen das Licht einer ewigen Lampe entgegen, an diesem entzündet der Mönch zwei Fackeln, und so wandeln sie weiter, bis sie an ein großes Thor von Erz gelangen. Es ist verschlossen, aber der Mönch murmelt Gebete und hält die Springwurzel an Schlösser und Riegel, und dröhnend springen alle auf, das Thor öffnet sich, und nun treten die Wanderer in eine runde prachtvolle Kapelle. Alles glänzt von glattem Marmor, von der Decke hängen leuchtende Krystalle, der Altar ist von gediegenem Gold, das goldne Laufbecken ruht auf silbernem Fuße. Der Boden ist spiegelglatt wie Eis, und wer, (so sagte nachher der Mönch zum Bergmann) nicht keusch und züchtig gelebt, der brach auf ihm beide Beine, und kam nie zurück. In der Mitte dieses prachtvollen Gewölbes hieß der Mönch den Bergmann stehen bleiben, schritt zu einer silbernen Thüre, und klopfte dreimal daran. Die Thür sprang alsobald auf, und der Bergmann sah in einer zweiten herrlichen Halle den [[vip:friedrichbarbarossa|Barbarossa]] leibhaftig sitzen; der durch den Tisch gewachsene Bart reichte ihm bis auf die Füße. Dem Bauer kam ein mächtiges Grausen an. Bald darauf schloß sich die silberne Thüre wieder; der Mönch führte nun seinen Begleiter zurück, das eherne Thor schlug mit Geprassel hinter ihnen zu, und als sie den Kreuzgang durchschritten hatten, und wieder in die vordere Höhle kamen, senkte sich der kreisrunde Boden herab, den sie betraten, worauf sie sanft zur Oberwelt emporgehoben wurden. Der Bergmann empfing droben von dem Mönch zwei Stangen eines unbekannten Metalles, das jener aus der Kapelle mitgebracht hatte, welche lange in dessen Familie blieben.
  
  
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