Unterschiede

Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen angezeigt.

Link zu dieser Vergleichsansicht

Beide Seiten der vorigen RevisionVorhergehende Überarbeitung
Nächste Überarbeitung
Vorhergehende Überarbeitung
sagen:sagenbuesching018 [2024/01/26 22:41] ewuschsagen:sagenbuesching018 [2025/01/30 17:57] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
Zeile 30: Zeile 30:
 Nun waren allein etliche beherzte Jünglinge übrig, welche bisweilen den letzten Haufen der Jungfrauen angriffen und denselben trennten. Diesen stellten Wlasta auf solche Weise heimlich nach: sie befahl, daß man ein Schreiben im Namen der allerschönsten Jungfrauen, so bei ihr waren, an die jungen Gesellen sollte machen, in welchem der Wlasta großer Stolz und Uebermuth vermeldet und angezogen würde, deswegen die Jungfrauen das Vorhaben hätten, sich von ihr heimlich zu wenden und sich hernach zu verehelichen. Sie gaben auch vor, als stünde ihnen allein die einige Wlasta im Wege, dieselbe aber könnte leichtlich gefangen genommen oder umgebracht werden, so etliche der jungen Gesellen sich rüsteten und zu bestimmter Zeit des Nachts vor das Schloß rückten, da ihnen dann dasselbe, sammt den Frauen, sollte übergeben werden. Nun waren allein etliche beherzte Jünglinge übrig, welche bisweilen den letzten Haufen der Jungfrauen angriffen und denselben trennten. Diesen stellten Wlasta auf solche Weise heimlich nach: sie befahl, daß man ein Schreiben im Namen der allerschönsten Jungfrauen, so bei ihr waren, an die jungen Gesellen sollte machen, in welchem der Wlasta großer Stolz und Uebermuth vermeldet und angezogen würde, deswegen die Jungfrauen das Vorhaben hätten, sich von ihr heimlich zu wenden und sich hernach zu verehelichen. Sie gaben auch vor, als stünde ihnen allein die einige Wlasta im Wege, dieselbe aber könnte leichtlich gefangen genommen oder umgebracht werden, so etliche der jungen Gesellen sich rüsteten und zu bestimmter Zeit des Nachts vor das Schloß rückten, da ihnen dann dasselbe, sammt den Frauen, sollte übergeben werden.
  
-Als die Jünglinge solch Schreiben verlesen und durch die Liebe gegen die Jungfrauen bethört waren, kamen ihrer viele auf die bestimmte Nacht zusammen und wurden unverletzt bis in den Vorhof des Schlosses eingelassen. Als sie aber weiter hinein drangen, wurden ihrer etliche die [[typ:brücke|Brücken]] hinunter geworfen, ihrer etliche hinter dem Vorhofe umgebracht und alle also getödtet, und konnte sich doch keiner, wegen der finstern Nacht, rächen. Als es Tag wurde, ward diese Zeitung zuerst vor den Stiradius, einen aus den Vornehmsten in Böhmen, der bei dem Fürsten in großem Ansehen und Gnaden war, gebracht, darüber er sich denn zum heftigsten entsetzte, eilends zum Fürsten in das Zimmer lief und ihn mit Wehmuth anredete: was er doch noch in die Länge verziehen wollte, daß er sich nicht den erbärmlichen Mord der Männer und das Blutbad so vieler Jünglinge wollte bewegen lassen. Er sollte doch bedenken, an welchem Orte, an welcher Stelle er wäre, was er für ein Amt auf sich hätte; nicht, daß er allda sitzen und wahrsagen sollte, sondern daß er ihnen mit Rath und That sollte zu Hülfe kommen und solche schreckliche, begangene Missethat strafen. Wofern er solches jetzt nicht thäte und ließe sich vergeblich aufmahnen, sollte er wissen, daß er von denjenigen, die er jetzt verließe, wiederum sollte verlassen werden. Stiradius solches gesagt, wollte er hinweg gehen. Der Fürst aber hielt und bat ihn, daß er sich doch nicht selbst ein Unglück wollte bereiten und dem Glücke widerstreben, sondern sollte vielmehr warten, bis dasselbe wiederum bei ihnen stehen würde. Er aber bat den Fürsten wiederum, daß er das Wahrsagen unterlassen, sein selbst eigen Heil und der Seinen Wohlfahrt in Acht nehmen wollte.+Als die Jünglinge solch Schreiben verlesen und durch die Liebe gegen die Jungfrauen bethört waren, kamen ihrer viele auf die bestimmte Nacht zusammen und wurden unverletzt bis in den Vorhof des Schlosses eingelassen. Als sie aber weiter hinein drangen, wurden ihrer etliche die Brücken hinunter geworfen, ihrer etliche hinter dem Vorhofe umgebracht und alle also getödtet, und konnte sich doch keiner, wegen der finstern Nacht, rächen. Als es Tag wurde, ward diese Zeitung zuerst vor den Stiradius, einen aus den Vornehmsten in Böhmen, der bei dem Fürsten in großem Ansehen und Gnaden war, gebracht, darüber er sich denn zum heftigsten entsetzte, eilends zum Fürsten in das Zimmer lief und ihn mit Wehmuth anredete: was er doch noch in die Länge verziehen wollte, daß er sich nicht den erbärmlichen Mord der Männer und das Blutbad so vieler Jünglinge wollte bewegen lassen. Er sollte doch bedenken, an welchem Orte, an welcher Stelle er wäre, was er für ein Amt auf sich hätte; nicht, daß er allda sitzen und wahrsagen sollte, sondern daß er ihnen mit Rath und That sollte zu Hülfe kommen und solche schreckliche, begangene Missethat strafen. Wofern er solches jetzt nicht thäte und ließe sich vergeblich aufmahnen, sollte er wissen, daß er von denjenigen, die er jetzt verließe, wiederum sollte verlassen werden. Stiradius solches gesagt, wollte er hinweg gehen. Der Fürst aber hielt und bat ihn, daß er sich doch nicht selbst ein Unglück wollte bereiten und dem Glücke widerstreben, sondern sollte vielmehr warten, bis dasselbe wiederum bei ihnen stehen würde. Er aber bat den Fürsten wiederum, daß er das Wahrsagen unterlassen, sein selbst eigen Heil und der Seinen Wohlfahrt in Acht nehmen wollte.
  
 Wlasta hatte ihre heimlichen Kundschafter bei des Fürsten Hofe und als sie vernommen, wie Stiradius so übel gegen sie gesinnet, trachtete sie auf Mittel und Wege, wie sie ihn mit Gewalt oder List möchte um's Leben bringen. Deswegen band sie in dem nächsten Walde, durch den Stiradius reisen sollte, eine schöne Jungfrau, mit Namen Sarka, mit Händen und Füßen an einen Baum, setzte neben sie ein Näpfel mit Meth, hing neben sie ein Jägerhorn und vermeldete ihr, wie sie sich gegen Stiradius erzeigen sollte. Die anderen Jungfrauen blieben heimlich in dem Hinterhalt. Als aber Stiradius auf die Jagd zog, oder, wie andere wollen, zu Vergleichung etlicher streitiger Sachen verreisete und in den Wald kam, wie er denn daselbst oft vorüber zu reisen pflegte, hub Sarka mit halber Stimme an zu klagen und zu winseln, schrie und bat um Hülfe und Rettung. Der Diener einer ritt aus der Straße, zu besehen, was es für eine Gelegenheit, kam wieder und vermeldete, wie daß eine schöne Jungfrau allda an einen Baum gebunden wäre. Wlasta hatte ihre heimlichen Kundschafter bei des Fürsten Hofe und als sie vernommen, wie Stiradius so übel gegen sie gesinnet, trachtete sie auf Mittel und Wege, wie sie ihn mit Gewalt oder List möchte um's Leben bringen. Deswegen band sie in dem nächsten Walde, durch den Stiradius reisen sollte, eine schöne Jungfrau, mit Namen Sarka, mit Händen und Füßen an einen Baum, setzte neben sie ein Näpfel mit Meth, hing neben sie ein Jägerhorn und vermeldete ihr, wie sie sich gegen Stiradius erzeigen sollte. Die anderen Jungfrauen blieben heimlich in dem Hinterhalt. Als aber Stiradius auf die Jagd zog, oder, wie andere wollen, zu Vergleichung etlicher streitiger Sachen verreisete und in den Wald kam, wie er denn daselbst oft vorüber zu reisen pflegte, hub Sarka mit halber Stimme an zu klagen und zu winseln, schrie und bat um Hülfe und Rettung. Der Diener einer ritt aus der Straße, zu besehen, was es für eine Gelegenheit, kam wieder und vermeldete, wie daß eine schöne Jungfrau allda an einen Baum gebunden wäre.
Zeile 48: Zeile 48:
 Die Magd, so entflohen, brachte der Wlasta alsbald diese traurige Zeitung. Dieselbe forderte eilend ihre Rüstung und ein Roß, gab auch Befehl, daß sich die übrigen Jungfrauen rüsten und, wo es am füglichsten, über die Muldau setzen sollten. Indem sie aber bis zu dem Rade kamen, mit welchem Stiradius kurz zuvor gerädert, fiel alsbald ein Haufen Männer aus dem Schlosse, welche mit dergleichen Rüstung wie die Jungfrauen, so erschlagen, angethan waren, daß Wlasta auch im ersten Ansehen zweifelte, ob die Magd recht von der Jungfrauen Todschlag berichtet hätte. Aber bald merkte sie den Betrug, daß sich die Männer in ihre Rüstung angeschickt hätten. Deshalb stritt sie wider dieselben ganz männlich, wie zuvor. Die Magd, so entflohen, brachte der Wlasta alsbald diese traurige Zeitung. Dieselbe forderte eilend ihre Rüstung und ein Roß, gab auch Befehl, daß sich die übrigen Jungfrauen rüsten und, wo es am füglichsten, über die Muldau setzen sollten. Indem sie aber bis zu dem Rade kamen, mit welchem Stiradius kurz zuvor gerädert, fiel alsbald ein Haufen Männer aus dem Schlosse, welche mit dergleichen Rüstung wie die Jungfrauen, so erschlagen, angethan waren, daß Wlasta auch im ersten Ansehen zweifelte, ob die Magd recht von der Jungfrauen Todschlag berichtet hätte. Aber bald merkte sie den Betrug, daß sich die Männer in ihre Rüstung angeschickt hätten. Deshalb stritt sie wider dieselben ganz männlich, wie zuvor.
  
-Aber die Männer waren ihr überlegen; sie hätten sie gerne lebendig überkommen, welches doch unmöglich, weil sie so beherzt und durstig war. Deshalb wurde sie endlich erschlagen, am 14 Mai des Jahres 743. Die Männer zogen nach dem Schlosse Diewin, nahmen dasselbe ein, und brachten alles, was weiblichen Geschlechts war, darin um. Wlasta aber blieb unbegraben liegen und wurde von den Bestien und Vögeln gefressen. Also befreiten sich die Böhmen von dem Regimente der Weiber.+Aber die Männer waren ihr überlegen; sie hätten sie gerne lebendig überkommen, welches doch unmöglich, weil sie so beherzt und durstig war. Deshalb wurde sie endlich erschlagen, am 14 Mai des Jahres 743. Die Männer zogen nach dem Schlosse Diewin, nahmen dasselbe ein, und brachten alles, was weiblichen Geschlechts war, darin um. Wlasta aber blieb unbegraben liegen und wurde von den Bestien und Vögeln gefressen. Also befreiten sich die Böhmen von dem [[zeit:mägdekrieg|Regimente der Weiber]].
  
 //Quelle: [[autor:buesching|Johann Gustav Gottlieb Büsching]]: [[buch:volkssagenbuesching|Volkssagen, Märchen und Legenden]], Leipzig, Reclam, 1812,// //Quelle: [[autor:buesching|Johann Gustav Gottlieb Büsching]]: [[buch:volkssagenbuesching|Volkssagen, Märchen und Legenden]], Leipzig, Reclam, 1812,//
 ---- ----
-{{tag>sagen buesching volkssagenbuesching ii böhmen wlasta libussa primislas prag moldau ballade 743 schlacht frau list met rädern erschlagen erstechen lärm flucht jungfrau betrug traum wischerad mägdekrieg}}+{{tag>sagen buesching volkssagenbuesching ii böhmen wlasta libussa primislas prag moldau ballade 743 schlacht frau list met rädern erschlagen erstechen lärm flucht jungfrau betrug traum wischerad mägdekrieg v2}}