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+ | ====== Wlasta ====== | ||
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+ | Als sie aber Mahlzeit gehalten und allein waren, redete sie die Jungfrauen an und sprach: es wäre ihr Leid, daß es nun mit ihr und ihnen allen dahin kommen, daß sie nicht mehr das Regiment über die Männer haben und nach der Libussa Tod von den Männern gar unterdrückt sollten werden, gleichsam als wäre mit Libussa alle Mannheit und Tugend der Weiber zugleich untergegangen, | ||
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+ | Unterdeß kam dem [[vip: | ||
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+ | Die Landherren aber verlachten den Fürsten, etliche schalten auf ihn, etliche billigten der Jungfrauen Fürnehmen, daß sie sich also mannlich hielten. Als Wlasta solches vernahm, unterstund sie sich von Tag zu Tag größerer und gräulicherer Händel. Bald that sie einen Einfall auf dem Felde unter das Vieh, bald beraubte sie die Wandersleute, | ||
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+ | Denn Wlasta hatte wiederum ein herrliches Mahl auf dem Schlosse zugerichtet, | ||
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+ | Die Verwandten und Befreundeten der entleibten Männer waren mit ihrer Rüstung zu Primislaus geflohen und ermahneten denselben, er sollte solche grausame und schändliche Uebelthat rächen und strafen. Aber Primislaus gab zur Antwort: er würde von Gott erinnert, daß er wider die Weiber jetziger Zeit nichts vornehmen sollte, und würden auch alle diejenigen umkommen, so die Weiber würden bekriegen, derhalben sollte man auf anderer Zeit Gelegenheiten warten. Hieraus erfolgte nicht allein eine große Verachtung, sondern entstand auch ein großer Unwille wider den Fürsten. Die Männer aber sammelten ein Kriegesvolk, | ||
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+ | Im ersten Angriff standen die Männer eine gute Weile, da aber der Haufen durch die Rosse an der Spitze und den Seiten getrennt ward, wurden die in der Mitten umgeben und erbärmlich erschlagen. Man sagt, daß Wlasta, mit ihrer eigenen Hand, sieben starke Männer umgebracht und durch ihren Sieg eine solche Furcht den Männern eingejagt habe, daß die andern, so noch übrig blieben, mehr dahin gedacht, wie sie einen Anstand erlangen möchten, denn daß sie den Feind aufs Neue anzugreifen gedächten. Gaben auch unterdeß der Wlasta einen Tribut. | ||
+ | Es werden vornehmlich sieben Weiber genannt, so in dieser Schlacht sich männlich erzeigt haben, als: Malada, Nodea, Suatika, Vovasta, Radga, Zastana, Tristana. So wurde auch eine stattliche Beute hinweg gebracht und diejenigen, so sich wohl verdienet, mit Geschenken geehret. Den sieben Weibern aber, welche so ritterlich gekämpfet, wurden güldene Ketten und Armbänder gegeben und Wlasta ward als eine Göttin geehret, so hatten auch die [[region: | ||
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+ | Als aber ein Anstand gemacht wurde, nahm Wlasta die Höhe bei der Muldau, gegen das Schloß Wischerad, ein, befestigte denselben Ort mit einem Graben, Wall und Schanzen, baueten auch bald hernach, als sich mehr Weiber sammelten, daselbst ein Schloß und Festung, auf daß sie daselbst mit den Jungfrauen ihren Aufenthalt hätte. Solches nannte sie Dievin, etliche nennen es Dievizum, welches so viel heißt, als Jungfrauen-Schloß. Solches that sie darum, damit sie ihr nicht etwa einen Neid auf den Hals lüden, wenn sie es nach ihrem und nicht nach der Jungfrauen Namen nannte. | ||
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+ | Dazumal war alles öde und wüst um dasselbe Schloß, und da etwa Aecker zu besäen, nahmen solche die Ackerleute, so den Jungfrauen nicht gut waren, ein, besäeten dieselben und erhielten das Getreide, damit es die Jungfrauen nicht kaufen könnten. Als aber Wlasta sah, daß sie ohne Lebensmittel das Schloß in die Länge nicht würde erhalten können, rieth sie, man sollte vor der Zeit den Anstand brechen, damit sie nicht Hungers sterben dürften. | ||
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+ | Derowegen wurde von allen Jungfrauen einhellig beschlossen: | ||
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+ | Deshalb unterstand sich Wlasta desto mehr des Fürsten Freunden zuzusetzen, verwüstete ihre Aecker, trieb das Vieh hinweg, brachte die Bauersleute unter ihre Dienstbarkeit und verwunderte gleich sich selbst darüber, daß ihr niemand einigen Widerstand thät. | ||
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+ | Nun waren allein etliche beherzte Jünglinge übrig, welche bisweilen den letzten Haufen der Jungfrauen angriffen und denselben trennten. Diesen stellten Wlasta auf solche Weise heimlich nach: sie befahl, daß man ein Schreiben im Namen der allerschönsten Jungfrauen, so bei ihr waren, an die jungen Gesellen sollte machen, in welchem der Wlasta großer Stolz und Uebermuth vermeldet und angezogen würde, deswegen die Jungfrauen das Vorhaben hätten, sich von ihr heimlich zu wenden und sich hernach zu verehelichen. Sie gaben auch vor, als stünde ihnen allein die einige Wlasta im Wege, dieselbe aber könnte leichtlich gefangen genommen oder umgebracht werden, so etliche der jungen Gesellen sich rüsteten und zu bestimmter Zeit des Nachts vor das Schloß rückten, da ihnen dann dasselbe, sammt den Frauen, sollte übergeben werden. | ||
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+ | Als die Jünglinge solch Schreiben verlesen und durch die Liebe gegen die Jungfrauen bethört waren, kamen ihrer viele auf die bestimmte Nacht zusammen und wurden unverletzt bis in den Vorhof des Schlosses eingelassen. Als sie aber weiter hinein drangen, wurden ihrer etliche die Brücken hinunter geworfen, ihrer etliche hinter dem Vorhofe umgebracht und alle also getödtet, und konnte sich doch keiner, wegen der finstern Nacht, rächen. Als es Tag wurde, ward diese Zeitung zuerst vor den Stiradius, einen aus den Vornehmsten in Böhmen, der bei dem Fürsten in großem Ansehen und Gnaden war, gebracht, darüber er sich denn zum heftigsten entsetzte, eilends zum Fürsten in das Zimmer lief und ihn mit Wehmuth anredete: was er doch noch in die Länge verziehen wollte, daß er sich nicht den erbärmlichen Mord der Männer und das Blutbad so vieler Jünglinge wollte bewegen lassen. Er sollte doch bedenken, an welchem Orte, an welcher Stelle er wäre, was er für ein Amt auf sich hätte; nicht, daß er allda sitzen und wahrsagen sollte, sondern daß er ihnen mit Rath und That sollte zu Hülfe kommen und solche schreckliche, | ||
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+ | Wlasta hatte ihre heimlichen Kundschafter bei des Fürsten Hofe und als sie vernommen, wie Stiradius so übel gegen sie gesinnet, trachtete sie auf Mittel und Wege, wie sie ihn mit Gewalt oder List möchte um's Leben bringen. Deswegen band sie in dem nächsten Walde, durch den Stiradius reisen sollte, eine schöne Jungfrau, mit Namen Sarka, mit Händen und Füßen an einen Baum, setzte neben sie ein Näpfel mit Meth, hing neben sie ein Jägerhorn und vermeldete ihr, wie sie sich gegen Stiradius erzeigen sollte. Die anderen Jungfrauen blieben heimlich in dem Hinterhalt. Als aber Stiradius auf die Jagd zog, oder, wie andere wollen, zu Vergleichung etlicher streitiger Sachen verreisete und in den Wald kam, wie er denn daselbst oft vorüber zu reisen pflegte, hub Sarka mit halber Stimme an zu klagen und zu winseln, schrie und bat um Hülfe und Rettung. Der Diener einer ritt aus der Straße, zu besehen, was es für eine Gelegenheit, | ||
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+ | Darum ritt Stiradius selbst hin und als er sah, wie die Jungfrau angebunden, fragete er: wer sie angebunden hätte und was die Ursache wäre? Darauf antwortete Sarka mit weinenden Augen: wie Wlasta und ihr Anhang diesen Frevel begangen; denn, weil sie nicht in ihre Tyrannei und böse Thaten verwilligen, | ||
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+ | Stiradius ward durch diese Rede und der Jungfrau Wehklagen bewogen, daß er abstieg und die Jungfrau mit seinen Händen los machte. Alsbald fiel Sarka auf die Erde nieder, gleichsam als geriethe sie in eine Ohnmacht, that doch, als ermannete sie sich wiederum, forderte die Flasche, als wollte sie sich durch den Meth ein wenig erquicken, und that, als wenn sie solchen dem Stiradius zutränke, der mit sonderem Fleiße vergiftet und bezaubert war. Da aber Stiradius ihr Bescheid that, blies sie unterdeß das Horn und gab also ein Zeichen von ihr. Alsbald fiel Wlasta mit den andern Jungfrauen aus dem heimlichen Hinterhalt herfür, brachten einen Theil der Gefährten des Stiradius um, den andern Theil aber schlugen sie in die Flucht. Hernach überfielen sie Stiradius, der, durch den vergifteten und bezauberten Trank, beider, seiner Sinne und seiner Leibeskräfte, | ||
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+ | Als die Weiber solcher Weise das Regiment überkamen, nahmen sie ihnen Männer, und nachdem sie mit denselben Kinder erhalten, machten sie ein Gesetz, daß man allen Knaben an der rechten Hand sollte die Daumen abhauen und ihnen das rechte Auge ausgraben, auf daß, wenn sie zu ihrem männlichen Alter kämen, sie sich mit dem Schwerdte nicht wohl wehren, auch nicht aus dem Bogen schießen könnten. Solches trieben sie eine gute Zeit und ward das Böhmerland sieben Jahr mit diesem Unfall geplaget. | ||
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+ | Endlich ward, aus Anregung und Bedräuung des Volks, und daß es nun die rechte Zeit war, Primislaus bewogen, daß er auf Mittel trachtete, wie Wlasta mit gleicher Münze bezahlet und ihr solche Uebelthat möchte vergolten werden. Er vermahnete das Volk, es sollte noch wenige Tage Geduld haben. Mittlerweile fertigte er eine Botschaft an Wlasta ab und ließ auf ein sicher Geleite Milada, die um alle Anschläge der Wlasta wußte, zu sich fordern. Durch dieselbe zeigte er der Wlasta an, wie daß, ohne seinen Willen und Geheiß, die Vornehmsten des Landes sie gedächten zu bekriegen, wie er auch ein sonderlich Wohlgefallen an der vorigen Männer Untergang habe; er hätte sie auch so lieb, als seine eigene Tochter, und gönnete ihr vor allen andern das Fürstenthum, | ||
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+ | Milada lobte und billigte den Vorschlag des Fürsten, eilete zu ihrer Frauen, damit sie ihr diese fröhliche Zeitung zu wissen thäte und sie vermahnete, solche Gelegenheit nicht auszuschlagen. Wlasta ließ sich solches Vornehmen gefallen und befahl, daß sie dasselbe vollzöge, auch folgendes Tages alsbald zu Primislaus mit mehrern Frauen zöge und von ihm das Schloß [[burg: | ||
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+ | Darum stand er vom Tische auf, stellete sich, als blutete ihm die Nase und wollte das Blut hemmen, gab daneben den Gewappneten ein Zeichen, daß sie heimlich einen Einfall thun, die Jungfrauen umbringen und von der Höhe hinunter stürzen sollten. Also wurden alle Jungfrauen ums Leben gebracht, ausgenommen eine, so im Stalle bei den Rossen gelassen, und bald, in dem ersten Lärmen, davon kommen war. Sonst wurden die andern alle ihrer Kriegesrüstung beraubet und entweder zu den Fenstern hinausgestürzt, | ||
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+ | Die Magd, so entflohen, brachte der Wlasta alsbald diese traurige Zeitung. Dieselbe forderte eilend ihre Rüstung und ein Roß, gab auch Befehl, daß sich die übrigen Jungfrauen rüsten und, wo es am füglichsten, | ||
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+ | Aber die Männer waren ihr überlegen; sie hätten sie gerne lebendig überkommen, | ||
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