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-====== Albertus Magnus und Kaiser Wilhelm ======+> Sage des Monats Dezember 2024
  
-[[vip:albertusmagnus|Albertus Magnus]], ein sehr berühmter und gelehrter Mönch, hat den Kaiser [[vip:wilhelmvonholland|Wilhelm von Holland]], als er im Jahr 1245 zu [[geo:köln|Cöln]] auf den Tag der drei Könige angelangt, in einen Garten beim Prediger-Kloster gelegen, mit seinem ganzen Hof zu Gast gebeten, dem der Kaiser gern willfahrt. Es ist aber auf berührten Tag nicht allein große, unleidliche [[typ:Kälte]], sondern auch ein tiefer [[typ:Schnee]] gefallen; deßhalb die kaiserlichen Räthe und Diener beschwerliches Mißfallen an des Mönchs unordentlicher Ladung getragen, und dem Kaiser, außer dem Kloster zu so strenger winterlicher Zeit Mahl zu halten, widerrathen; haben aber doch denselben von seiner Zusag nicht wenden können, sondern hat sich sammt den Seinen zu rechter Zeit eingestellt. +====== Albertus Magnus ======
  
-[[vip:albertusmagnus|Albert der Mönch]] hat etliche Tafeln sammt aller Bereitschaft in den Kloster-Garten, darin Bäume, Laub und Gras alles mit Schnee bedeckt gewesen, mit großem Befremden eines Jeden über die seltsame und widersinnige Anstalt, lassen stellen, und zum Aufwarten eine gute Anzahl, von Gestalt des Leibes überaus schöne, ansehnliche Gesellen zur Hand brachtIndem nun der Kaiser sammt Fürsten und Herren zur Tafel gesessen und die Speisen vorgetragen und aufgestellt sind, ist der Tag obenrab unversehens heiter und schön worden, aller Schnee zusehens abgangen und gleich in einem Augenblick ein lustiger, lieblicher Sommer-Tag erschienenLaub und Gras sind augenscheinlichdeßgleichen allerhand schöne Blumen aus dem Boden hervor gebrochen, die Bäume haben anfahen zu blühen, und gleich nach der Blüt ein jeder seine Frucht zu tragen; darauf allerhand Gevögel nieder gefallen und den ganzen Ort mit lieblichem Gesang erfüllet; und hat die Hitze des Tages der Maßen überhand genommen, daß fast männiglich der winterlichen Kleider zum Theil sich entblößen müssen.+[[vip:albertusmagnus|Albertus Magnus]] war zu [[geo:lauingendonau|Launingen]] 1193 geboren und ging nach [[geo:Köln]] in das Kloster des PredigerordensEr war aber ein dummer TölpelEndlich auf sein inbrünstig Gebet um Erleuchtung erschien eines Tages die Mutter Gottes und fragte ihnob er ein Licht in der Gottesgelahrtheit oder in der Weltweisheit werden wolle.
  
-Es hat aber niemand gesehenwo die Speisen gekocht und zubereitet wordenauch niemand die zierlichen und willfährigen Diener gekannt, oder Wissenschaft gehabt, wer und wannen sie seyen, und jedermann voll großer Verwunderung über all die Anstellung und Bereitschaft gewesen. Demnach aber die Zeit des Mahls herumsind erstlich die wunderbar köstliche Diener des Mönchsbald die lieblichen Vögel sammt Laub und Gras auf Bäumen und Boden verschwundenund ist alles wieder mit Schnee und Kälte dem anfänglichen Winter ähnlich worden: also daß man die abgelegten Kleider wieder angelegt, und die strenge Kälte der Maßen empfunden, daß männiglich davon und zum Feuer und warmen Stube geeilet +Albertus erkor die Weltweisheitwelche ihm auch die [[vip:hlgmaria|Mutter Maria]] zugestand; aber zur Strafeweil er nicht die Gottesgelahrtheit gewählt hattebestimmte sie, daß er drei Jahre vor seinem Tode wieder ganz dumm werden solle.
  
-Um solcher abentheuerlichen Kurzweil halben hat Kaiser Wilhelm den [[vip:albertusmagnus|Albertus Magnus]] und sein ConventPrediger-Ordensmit etlichen Gütern reichlich begabt, und denselben wegen seiner großen Geschicklichkeit in großem Ansehen und Werth gehalten+Nun verstand sich Albertus auf Medizin, Mathematik und Architekturdaher er auch viele Maschinen erfand und wie einige vermeinensogar das Schießgewehr.
  
-//Quellen: // +Im Winter des Jahres 1248 kam der zwanzigjährige römische Kaiser, [[vip:wilhelmvonholland|Wilhelm II. von Holland]], mit einem stattlichen Geleite nach Köln. Es war eine schreckliche Kälte, und der [[region:rhein|Rheinstrom]] war gefroren bis auf den Grund. 
-  * //[[autor:grimm|Brüder Grimm]], [[buch:grimmds|Deutsche Sagen]], Band 2S189-1911818// + 
-  * //[[https://de.wikisource.org/wiki/Deutsche_Sagen_(Br%C3%BCder_Grimm,_Band_1)|Wikisource]]//+Kaum hatten sich der Kaiser und seine Begleiter von dem weiten Ritte etwas erholtda begehrten sie auch schon den weltberühmten Magnum zu sehenund luden ihn ein, den Abend mit ihnen zu verbringenBeim Abendessen forderte der Kaiser Albertum Magnum aufdoch mit einigen seiner Künste sich sehen zu lassen. Albertus nahm, ohne sich lange zu besinnen, einen Humpen des schönen Rheinweines, der auf der Tafel stand. Er sprach einige unverständliche Worte, und im Augenblicke züngelten blaue Flammen aus dem Humpen empor. Als er darauf den Wein hoch hinan zur Decke goß, wurde aus jedem Tropfen ein buntes Vögelein, welches umherflatternd gar lieblich sang. Alle ergötzten sich daran, doch verwandelte sich dies bald bei des Kaisers Gefolge in eitel Verdruß. Als die Herren weiter trinken wollten, schlug ihnen nämlich die helle Flamme aus dem Humpen entgegen. Der Kaiser hatte seinen größten Spaß daran. 
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 +Darauf umschritt Albertus einige male feierlich die Tafel, und gleich darnach sah man anstatt der dürftigen Speisen des kalten Winters die lieblichsten Gerichte des Sommers vor sich in reicher Fülle ausgebreitet. Nicht gewarnt durch den ersten Spuk, griffen alle voll Eifers zu. Im Augenblick verschwand Albertus und mit ihm alle Herrlichkeiten der Tafel. Statt dessen gab’s einen lustigen Anblick, als nun die Ritter sich gegenseitig ansahen. Der eine hatte des anderen Nase gepackt, der andere kaute an des nächsten Fingern, und einige hatten sich sogar an die Zipfel der Mäntel gemacht. Am schlimmsten war aber des Kaisers Narr beraten. Er kauerte unter der Tafel und hatte eines Hundes Schweif im Munde stecken. Wie ärgerlich Jedem sein Irrtum auch war, so mußten doch endlich alle lachen über den Streich, der ihnen wiederum gespielt war. 
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 +Anderen Tages besuchte der Kaiser mit sämmtlichen Herren Albertum im Kloster. Nachdem man sich dort alles angesehen hatte, erbot sich der Gelehrte, ihnen auch noch seinen Blumengarten zu zeigen. Es war so kalt, daß alles vor Frost zitterte; so konnten die Herren denn nicht anders, als mit lautem Spott diesen Vorschlag aufnehmen. Aber eine Pforte that sich auf, und durch sie gelangten Alle in den lieblichsten Blumengarten. Von süßem Dufte umgeben, flatterten seltsame Vögel lustig in den grünen Zweigen und sangen auf’s schönste. Auch Springbrunnen gab’s da, aus denen Wasserstrahlen hoch emporschossen und sich im reichen Sonnenscheine wiederspiegelten. Voll Freude und Staunen über alles, was sie erblickten, gingen einige der Herren auch näher heran und pflückten sich die schönsten Blumen ab. Am fröhlichsten war des Kaisers Narr. Er hatte seine Schellenkappe im Übermut hoch empor geworfen und stieg lustig auf einen Baum, um sie sich dort wieder zu holen. Aber, als sie in den Anblick all des Schönen versunken dastanden, verschwand plötzlich alles und sie sahen die Wände des Refektoriums um sich. Die lieblichen Blumen, die Einige mitzunehmen gedacht hatten, zeigten sich als gelbe Rüben, dürre Reiser und dergleichen. Zu gleicher Zeit ertönte hoch oben im Gitterwerke eines Fensters des Narren klägliche Stimme. Er war dort eingeklemmt und konnte sich nicht regen. 
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 +So waren sie wiederum von Albertus getäuscht und konnten doch darüber nur lachen. Hiernach aber verabschiedete sich der Kaiser mit seinem Gefolge von dem gelehrten Herrn. 
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 +Einmal verstummte Albertus Magnus plötzlich in einer Predigt und wußte kein Wort mehr zu sagen. Er kam noch einmal zu Verstande, wurde aber wirklich drei Jahre vor seinem Tode wieder ganz dumm. So war er zweimal in seinem Leben ein dummer Esel, wenn er auch zweimal aus einem Esel in einen Weltweisen verwandelt wurde.  
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 +//Quellen:// 
 +  * //[[autor:proehle|Heinrich Pröhle]][[buch:rheinlandsschoenstesagen|Rheinlands schönste Sagen und Geschichten]], 1886//
  
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