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+ | ====== Die Wisperstimme ====== | ||
+ | Ohnweit Lorch am Rhein liegt eine Mühle im Wisperthale und am Wisperbach, darinnen lebten der Müller, seine Frau und einige Kinder ganz gut und glücklich. Das Haus lag dicht am Berg, auf dem die alten Schlösser Kammerberg, und Rheinberg stehen. Einer Zeit geschah es, daß die Müllerin eine Stimme hörte, als wispere ihr Jemand in das Ohr, und sahe doch Niemand – und dann wisperte es von Neuem: gehe hinauf auf Kammerberg, hebe den Schatz im Thurm – er ist dir bestimmt – der Schlüssel steckt am schwarzen Kasten. – Die Frau dadurch beunruhigt, erzählte ihrem Manne, was sie immer um sich flüstern und wispern hörte, der aber sagte: Possen! Träumerei! Hirngespinnste – kehre dich nicht an solche Dinge – unser Schatz ist der weiße Mehlkasten! – Aber die Frau hörte die Wisperstimme fort und fort und hatte keine Ruhe mehr und hatte auch Lust zum Schatz, wenn der ihr doch einmal bescheert sei – und eines Morgens, da der Müller weit oben im Thale am Wehr in der Wisper zu bauen hatte, und nicht so bald nach Hause zu kommen gedachte, ging die Frau mit ihrem jüngsten Kinde, einem Säugling, in aller Stille hinauf auf den Kammerberg. Der Müller aber vollendete sein Geschäft früher, und kam nach Hause, es war gerade Mittag und Essenszeit, aber die Müllerin fehlte. Wie er nun nach der Mutter fragte, so sagte ihm sein ältester Knabe, daß seine Mutter mit dem jüngsten auf dem Arm schon vor ein paar Stunden den Berg hinauf gegangen sei. Eilend rannte der Müller hinauf und als er in die Trümmer eintrat, hörte er die Stimme seines wimmernden Kindes – die aus der Oeffnung eines halb verfallenen Thurmgewölbes drang, stieg hinab, und fand darin sein Weib leblos am Boden liegen. Eilend zieht er Frau und Kind aus dem Gemäuer, und trägt und schleppt beide hinab in sein Haus. Dann ist nach langer Ohnmacht die Müllerin zu sich gekommen und hat erzählt, die Wisperstimme habe ihr Tag und Nacht keine Ruhe gelassen, sie habe hinauf gemußt, und die Stimme habe ihr auf dem Wege noch zugewispert, | ||
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